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Forum News [Review] Death Note - A Netflix Original Film

Seit dem 25. August können Netflix-User die hauseigene Produktion von Death Note bestaunen. Nicht nur die amerikanische Ghost in the Shell Adaption hatte mit den Vorwürfen des White-Washing zu kämpfen, sondern auch das neue Death Note, welches sich ziemlich vom Original unterscheidet. Dies ist aber keine große Überraschung.

OBACHT! Es spoilert, aber nicht im Fazit!

Inhalt
Vor die Füße des Schülers Light Turner fällt ein Notizbuch, welches ihm eine vermeintlich göttliche Gabe zuteil werden lässt: Die Macht über Leben und Tod. Doch auch daran sind Bedingungen und Regeln geknüpft, die alle haargenau im sogenannten Death Note verzeichnet sind. Light findet gefallen an dem Buch, auch wenn ihn die Anwesenheit des Todesgottes Ryuk anfangs etwas verstört. Der neue Besitzer des Death Note trägt eine traurige Vergangenheit mit sich, denn über den Verlust seiner Mutter, die gewaltsam aus seinem Leben gerissen wurde, ist er noch nicht hinweggekommen. Seine göttlichen Fähigkeiten teilt er schon bald mit seiner Freundin Mia und verbreitet unter den Kriminellen auf der Welt Angst und Schrecken. Die Bevölkerung steht dem neuen Vollstrecker zwiegespalten gegenüber und schon bald beginnen Ermittlungen. Die Suche gestaltet sich schwierig, doch der Detektiv L erscheint auf der Bildfläche und will das Phantom "Kira" fangen.

Ryuk
Während Ryuk in der japanischen Live-Action-Adaption sehr nah am Anime war, verabschiedet sich die amerikanische Adpation vom aalglatten Look und lässt Ryuk kantiger und abschreckender wirken. Seine ehemals eher flauschige Haarpracht und Gewandung musste weichen und wurde um Stacheln bereichert. Insgesamt rückt Ryuk in diesem Film stark in den Hintergrund und wird nur der Bote des Buches oder beobachtet das Geschehen, wobei er Light natürlich auch behelligt und stark beeinflusst oder ein in die Handlung eingreift, indem er die Todesursachen durch "Zufälle" eintreten lässt. Nur ist er nicht so präsent, wie es die Kenner von Anime und Manga vielleicht erwartet hatten. Auf mich wirkte er ein wenig gehässiger und verschlagener als in den japanischen Varianten, in welchen er sich primär die Zeit vertreibt und gegen die Langeweile im Reich der Todesgötter ankämpft. Die Masse an Todesfällen und das Katz-und-Maus-Spiel lassen nicht viel Zeit für die Analogien aus Manga und Anime, die auch im Film Erwähnung aber ohne Erklärung finden. So wird Ryuks Essen von Äpfel einfach zu einer schrulligen Angewohnheit und die Allegorie des Todes durch Ryuk, den Todesgott, einfach dem Zuschauer vor die Nase gesetzt. Zwar liest Light kurz ein Buch über Todesgötter, aber weiteren Anklang findet das Thema nicht.

Light
"Blonde Strähnchen" echote es während des Films immer wieder in meinem Kopf. Irgendwann hatte ich mich daran gewöhnt, aber ein wenig irritiert hatte es mich schon. Die Intelligenz und Weitsicht, die Light in Manga und Anime an den Tag legte, ist im neuen Film erst gegen Ende zu sehen. Allerdings hat auch dieser Light ein großes Verlangen nach Gerechtigkeit, was von seiner familiären Situation herrührt. Hier kommt eine Neuauflage des Charakters, denn Light mutiert zum 0815-Teenager, der von den hübschen Mädchen nicht beachtet und von Mobbern drangsaliert wird. Nebenbei verdient er ein wenig Geld, indem er die Hausaufgaben und Hausarbeiten für andere Schüler erledigt. Dass er seine Mutter verloren hat, wird zwar aufgezeigt, trotzdem verleiht es ihm charakterlich keine weitere Tiefe. Nach der gerechten Strafe für den vermeintlichen Mörder seiner Mutter zu trachten, ist keine Überraschung für den Zuschauer, dass er seinen Beschützerinstikt gegenüber den Schwachen der Gesellschaft ausgerechnet entwickelt, als ein hübsches Mädchen einen schwächeren Schüler vor Rowdys schützen will, die in der Überzahl sind, ist eine andere Geschichte. Damit war die Schublade, in die ich Light stecken wollte, bereits geöffnet und nachdem er aus furchtbar oberflächlichen Gründen auch mit Mia zusammenkam, war er schon in ebendieser Schublade verschwunden. Light ist im Original berechnend und kalt, ein Soziopath. Hier ist er ängstlich und emotional - eben ein Mensch wie jeder andere auch.

L
L ist und bleibt in Adaption und Original ein exzentrischer Süßigkeiten-Narr, der sich durch seinen Scharfsinn einen Namen gemacht hat. Von all dem Scharfsinn ist nicht viel zu spüren, auch wenn die Rolle an sich gut gespielt wird. Auch hier fehlt es aus zeitlichen Gründen an Tiefgang, welche der sonst interessanten Rolle eine grandiose Fahrt gegen die Wand verschaffen. Es muss filmisch nicht immer am Original blieben, aber dass ein fantastischer Detektiv wegen eines emotionalen Ausrasters alles über Bord wirft und mit einer Waffe in der Hand eine Hetzjagd beginnt, war für meine zart besaitete Seele zu viel. Es hat doch so gut angefangen! Keith Stanfield als Schauspieler von L macht alles richtig, denn er hat eine glaubwürdig skurrile Person erschaffen, die mich in der ersten Hälfte wirklich beeindruckte. Er war es, der mich über "Blonde Strähnchen"-Light hat hinwegsehen lassen.

Mia
Femme fatale ist die wohl beste Bezeichnung für Mia, denn erst sie verführt den zögerlichen Light zu den zahlreichen Morden und scheint jeden einzelnen zu genießen. Als scheinbar unzertrennliches Duo wollen sie die Welt von Verbrechern befreien und eine neue Weltordnung erstehen lassen. Nur nimmt sie es mit der Moral nicht so genau wie Light und hat schnell auch einige unschuldige Menschen auf dem Gewissen, doch sie sieht es als Dienst für etwas Größeres - ganz zu Ryuks Amüsement. Ob Mia nun die Light vollends ergebene Misa aus dem Orignal darstellen soll, ist mir noch nicht ganz klar bzw. möchte ich es irgendwie nicht wahrhaben. Auf einen weniger Klischee behafteten Charakter in der Fortsetzung zu hoffen, ist wohl für die Katz.


Fazit
Die ersten zehn Minuten dachte ich wirklich, dass das etwas werden könnte, das dem Original in nichts nachsteht oder zumindest in 100 Minuten alle Register zieht, um sehenswert zu werden. Wäre Ls Rolle nicht so aus dem Ruder gelaufen und hätte sich das Gezicke des Pärchens in Grenzen gehalten, hätte der Film Potential, doch das war wohl nichts. Wer den Film ansieht, ohne das Original zu kennen, ist auf der sicheren Seite und wird auf jeden Fall unterhalten, das wurde ich auch, doch meine Erwartungshaltung war eine andere. Es war zu viel Content in zu kurzer Zeit, der einfach abgearbeitet wurde. Auch wenn die Idee, dass Ryuk die Morde in Final-Destination-Manier ausführt, ziemlich cool ist. Die Vision des Films war, etwas vom Original Unabhängiges zu schaffen und zu sehen, wie das moralische Problem wirkt, wenn typische Teenager damit konfrontiert werden. Das Konzept der Doppelmoral kommt an, aber scheitert an der L/Watari-Storyline. Alles in allem kann man sich den Film schon ansehen, denn die Charaktere sehen so anders aus und sind so aus ihrer ursprünglichen Rolle gerissen, dass man irgendwann aufhört Parallelen zu ziehen. Dass die Schauspieler in der Mehrzahl sehr kaukasisch aussahen, war auch absehbar, obwohl es nett gewesen wäre, wenn mehr amerikanisch-asiatische Schauspieler ihren Platz gefunden hätten. Die hätten dann pro forma die Hintergründe zu Ryuk erläutern können, aber da kann ich nur auf bayrisch sagen: "Is hoid so, ois mamsen huift ja nix." Wer ihn nicht sieht, verpasst nur ein Teenager-Drama mit ein wenig Splatter und Gore.

Filmtitel: Death Note
Land: USA
Jahr: 2017
Regie: Adam Wingard
Formate: VoD | Download
Untertitel: Deutsch, Englisch
Genre: Thriller, Horror
Laufzeit: ca. 100 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Veröffentlichung: 25.08.2017
Publisher: Netflix

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